An der Simon-Dach-Straße wird man die Schauspielerin Marie Burchard eher selten antreffen. Sie wohnt nicht mehr mittendrin und findet das ziemlich angenehm.
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Marie Burchard |
1. Frau Burchard, Sie sind in Bonn zur Welt gekommen und bei Paris aufgewachsen. Wann führte Ihr Weg Sie nach Berlin?
Als ich mit 18 zum ersten Mal in Berlin war, wusste ich, dass das meine Stadt ist. Ich hatte bisher fast mein ganzes Leben in Paris verbracht, einer Stadt, die ich wirklich liebe, aber Berlin hat mich fasziniert. Also bin ich 2002 nach dem Abi hierhergezogen und wurde an der Ernst Busch angenommen. Zuerst war ich in einer WG in Friedrichshain, dann im Prenzlauer Berg. Irgendwann bin ich in den Wedding gezogen, dann zurück in den Prenzlauer Berg und jetzt wohne ich schon seit sieben Jahren in Hermsdorf.
2. Wenn man viele Jahre im Französischen verbracht hat, mit Lebensart und Genuss, schlägt man dann nicht hart auf in der deutschen Hauptstadt?
Nein, ich habe es geliebt. Für mich war es vor allem während des Studiums und mit wenig Geld traumhaft. Für 2,50 oder meinetwegen 3 Euro einen Döner pro Tag zu essen und es mir leisten zu können, regelmäßig auszugehen. Da war vor allem ein Gefühl von Freiheit. Das Schöne war, dass ich in den Ferien immer nach Hause zu meinen Eltern fahren konnte, um mir dort den Bauch mit meinem Lieblingskäse und anderen französischen Leckereien vollzuschlagen. Also eine ziemlich perfekte Kombination.
3. Sie haben an vielen Berliner Theatern gespielt. Wie blicken Sie auf die Kürzungen im Berliner Kulturhaushalt?
In Berlin habe ich bisher im Renaissance Theater, dem Gorki und an der Schaubühne spielen dürfen. Ansonsten war ich noch in Düsseldorf, Weimar, Frankfurt, Essen und Wien beschäftigt. Was die Kürzungen anbelangt, kann ich nur sagen, Berlin hat zwei wichtige Pfeiler: den Tourismus und die Kultur. Wenn wir den Ast der Kultur so sehr beschädigen, wie es momentan der Fall ist, dann wird auch der Tourismus leiden. Die vielen großartigen Projekte, die es hier gibt, machen Berlin so einzigartig, und die Vielfalt macht den Reiz von Berlin aus. Trotz aller Argumente für die Kürzungen: Gerade in diesen Zeiten brauchen wir Vielfalt. Wir brauchen Kultur. Wir brauchen den Austausch und wir müssen der Tagespolitik etwas entgegensetzen.aarbeziehungen werden in nächster Zeit Marie Burchards großes künstlerisches Thema sein: An der Berliner Schaubühne ist sie im Theaterstück „Ex“ von Marius von Mayenburg zu sehen – zusammen mit ihrem Ehemann Sebastian Schwarz.
Es geht in dem bitterbösen Stück um ein Ehepaar, dessen Konflikte ausbrechen, als eine Ex-Freundin des Mannes nachts klingelt und in einer Notlage bei ihm übernachten will. Die Konstellation beruflich erfolgreiches Akademikerpaar und deutlich weniger gebildete Ex wirft Fragen auf nach der Verbindung von Liebe und sozialem Milieu. Und Fragen nach dem Stand der eigenen Beziehung.
Für Marie Burchard bedeutet die Rolle die Rückkehr ins Ensemble der Schaubühne, deren festes Ensemblemitglied sie schon von 2015 bis 2020 war. Wie blickt die Schauspielerin auf die drastischen Kürzungen in der Berliner Kulturlandschaft – und wie auf das Leben in ihrer Wahlheimat Berlin? Wir haben sie für unseren Fragebogen interviewt.