So schön sticht nur Italien

Italien darf man nicht abschreiben, auch nicht nach 98 Spielminuten. Der Abschluss der Gruppe B zeigt auch: Den Spaniern ist fast egal, wer spielt.

Italien

Welches Spiel war besonders wichtig?

Beide, denn Albanien, Italien und Kroatien konnten alle noch weiterkommen, ausscheiden oder den unsicheren dritten Platz erreichen. Italien gegen Kroatien war zudem ein echtes Entscheidungsspiel; wer gewann, war ziemlich sicher durch. Aber wie das so ist bei Entscheidungsspielen, war der Mut erst mal überschaubar. Italien wartete und versuchte dann schnell vorzustoßen – sah dabei aber aus wie eine Mannschaft, die ihren gefährlichsten Flügelstürmer auf der Bank gelassen hatte. Fand sicher auch Federico Chiesa, der vom Seitenrand aus zusah. Und Kroatien tastete sich immer mal wieder vor, sah dabei aber aus wie eine Mannschaft, deren beste Kicker ihre besten Jahre hinter sich haben. 

Ein paar gute italienische Chancen vergaben in der ersten Halbzeit Mateo Retegui und Alessandro Bastoni. Beim schönsten kroatischen Schuss von Luka Sučić bekam Gianluigi Donnarumma die kräftigen Arme rechtzeitig hochgerissen. Wilder und unterhaltsamer wurde es in der zweiten Halbzeit, nachdem Kroatien in Führung ging und auch Italien Druck spürte.

Wer war der Held dieses Abends?

Es gab gleich zwei: Riccardo Calafiori und Mattia Zaccagni. Die Verteidigerfußstapfen sind groß in Italien, man wird an Männern wie Giorgio Chiellini, Alessandro Nesta und Paolo Maldini gemessen. Riccardo Calafiori geht augenscheinlich zumindest schon mal zu Nestas Friseur. Und als er sich in der achten Minute der Nachspielzeit den Ball nahm und an der Mittellinie losmarschierte, konnte man auch noch ein wenig von Maldinis Eleganz und Chiellinis Entschlossenheit beobachten. Einen Doppelpass später stand Calafiori vor Kroatiens Strafraum, dann passte er den Ball nach links zu Zaccagni. Und dessen entscheidendes Ausgleichstor ließ deutsche Fans zusammenzucken: Wie er da frei vor Kroatiens Tormann stand, wie sich der Ball in der Luft drehte und wie er dann perfekt im Netz landete, ganz rechts oben, das erinnerte manch einen an Alessandro Del Piero gegen Jens Lehmann 2006. So schön sticht nur Italien.